30 Jahre id Software: Die Geschichte der Doom-Macher

Die Geschichte der Computer- und Videospiele ist noch relativ frisch im Vergleich zu anderen Erfindungen der Menschheitsgeschichte. Sie ist sogar noch so jung, dass einige von uns Gamern sie seit ihren Anfängen begleitet haben. Spektakulär ist das rasante Tempo, in dem sich aus einfachen Pixel-Spielen nach und nach ganze digitale Welten erhoben haben. Aus dieser Zeit des großen Aufbruchs, als die technologische Revolution des Computers begann, haben es nur eine Handvoll Unternehmen bis in die Neuzeit geschafft.

Eines dieser Unternehmen ist id Software. Der in Texas ansässige Entwickler wurde 1991 gegründet und nimmt damit eher eine späte Pionierrolle ein, legte allerdings mit Doom und später Quake den Grundstein für heutige 3D-Spiele, insbesondere im Bereich der Ego-Shooter. Seit den ersten Spiele-Veröffentlichungen in diesem Bereich setzt id Software regelmäßig neue Standards und liefert noch heute modernste Game-Engines.

Genau am 1. Februar feierte id Software das 30. Firmenjubiläum. In einem Social Media Post blickt das Team auf eine aufregende Zeit zurück und richtet sich unter anderem an die Fans.

id Software:

„Heute feiert id Software 30-jähriges Jubiläum als Spieleentwickler. Vieles hat sich in drei Jahrzehnten verändert, aber was sich nicht geändert hat, ist unsere tiefe Leidenschaft, die klügsten und kreativsten Menschen in unserer Branche zusammenzubringen, um lustige, unvergessliche und fesselnde Ego-Shooter zu schaffen. Wir sind getrieben von unserer Vision für das, was vor uns liegt, aber dankbar für alles, was vorher gekommen ist.

Vielen Dank an unsere Gründer, für die unbändige Phantasie und technische Vision, mit der Sie dieses Studio in seinen frühesten Jahren gebrandmarkt haben. Vielen Dank an aktuelle und frühere Teammitglieder, Verleger, Partner und Mitarbeiter für alles, was Sie zu unserem Weg beigetragen haben Danke an unsere Freunde und Kollegen in der Zenimax und Bethesda Familie – uns hätte es nicht besser treffen können. Am wichtigsten ist, vielen Dank an unsere erstaunliche Gemeinschaft von Spielern auf der ganzen Welt – sie haben die letzten 30 Jahre erst möglich gemacht.

Wir könnten nicht stolzer auf unser id-Team sein und wir alle freuen uns mit enormer Spannung und Ehrgeiz auf das, was wir vor uns haben. Vielen Dank, dass ihr Teil unserer Reise seid.“Gegründet

id Software: Die frühen Jahre

Gegründet wurde id Software 1991 von den ehemaligen Softdisk-Mitarbeitern John Carmack, John Romero, Tom Hall und Adrian Carmack (der übrigens nicht verwandt ist mit John Carmack). Zusammen hatten sie ihr gemeinsames Potenzial entdeckt, als sie Commander Keen entwarfen, ein Jump’n’Run, welches als erstes großes Spiel des Teams gelten kann, auch wenn es noch bei Softdisk entwickelt und über Apogee (später 3D Realms) veröffentlicht wurde.

Nach dem Erfolg von Commander Keen folgte die Gründung von id Software. Unter dem neuen Namen arbeitete man weiter an der Keen-Reihe, 1992 folgte dann mit Wolfenstein 3D einer der Ego-Shooter Urväter. Ein Jahr zuvor (1991) hatte id Software zwar schon mit Hovertank 3D, Catacomb 3D Gehversuche in diesem Bereich unternommen – allein die optische Ähnlichkeit belegt es – Wolfenstein 3D war allerdings ausgereifter und erlangte weitaus größere Beachtung. Es gilt als Meilenstein in der Entwicklung der Ego-Shooter, auch wenn die 3D-Engine noch sehr rudimentär ausfällt und technisch ein wenig getrickst wurde.

Das nächste Projekt entstand ohne Publisher Apogee und erschien 1993: das legendäre Doom. id Software verfolgte damit eine andere Strategie und verteilte das Spiel als Shareware – Spieler erhielten also einen Teil des Spiels völlig kostenlos und konnten die weiteren Inhalte dann gegen Geld freischalten. Dieser Ansatz hat bis heute überlebt, schaut man sich aktuelle Free-to-play Spiele an.

Noch vor dem Doom-Release trennte sich das Team von Tom Hall, der dann zu Apogee wechselte und dort an der Entwicklung von Duke Nukem 3D beteiligt war, welches später unter dem neuen Studionamen 3D Realms veröffentlicht wurde. 1996 verließen dann auch John Carmack nach dem Release von Quake das id Software. Später gründete er mit Tom Hall zusammen dann Ion Storm und begann mit Daikatana.

In der Zwischenzeit stieß Todd Hollenshead als CEO zu id Software und es wurden mit Quake 2 und Quake 3 Arena zwei weitere große Titel veröffentlicht. Allein in der kurzen Entstehungszeit der ersten drei Quake-Spiele von 1996 bis 1999 lässt sich sehr gut die enorme Entwicklung, sowohl Software- als auch Hardware-seitig, ablesen, die in der zweiten Hälfte der 90er im Gaming-Bereich vollzogen wurde. Von wenigen Polygonen – immerhin in vollständigem 3D (Quake) bis hin zu hochauflösenden Grafikschlachten mit hohen FPS-Raten, farbigen Effekten und hochauflösenden Texturen (Quake 3). Parallel wurde natürlich auch der Netzwerk-Code deutlich verbessert, während die Internet-Revolution vonstattenging. Mit ausgefeilten Multiplayer-Möglichkeiten sorgten die id Software Spiele auch für die Entstehung des kompetitiven PvP-Gamings. Spieler konnten ihre Fähigkeiten in einem Spiel messen, es entstanden etliche Clans, dies war auch die Geburtsstunde des E-Sports.

2004 wurden die id Software-Mitarbeiter Tim Willits und Gründer Todd Hollenshead Mitinhaber des Unternehmens. In diesem Jahr erschien mit Doom 3 der vorerst letzte große Titel aus eigener Produktion in den frühen 2000er-Jahren.

Die Übernahme

id Software war jahrelang noch einer der wenigen unabhängigen Entwickler. Bislang hatte man beim Publishing mit Activision zusammengearbeitet. 2009 entschied man sich allerdings dem Übernahmeangebot von ZeniMax Media und dem Publisherzweig Bethesda zuzustimmen. Seitdem existiert das Studio noch unter altem Namen, veröffentlicht allerdings nun über Bethesda.

Auch nach der Übernahme wurde die id Tech-Engine erfolgreich weiterentwickelt. Seit den 2000er Jahren konzentrierte sich id Software hauptsächlich auf die Lizenzierung der eigenen Technik. Im Juni 2013 verließ Todd Hollenshead id Software. Im November folgte der Aussiteg von John Carmack, er war das letzte verbleibende Gründungsmitglied des Unternehmens. John Carmack konzentrierte sich seitdem auf die Entwicklung von Oculus VR.

In den vergangenen 10 Jahren entstand mit Rage ein völlig neues Spiel, welches mit Rage 2 bereits eine Fortsetzung erhielt, es kam eine Neuauflage von Doom 3 in Form der BFG Edition heraus, außerdem entstand neben den neusten Teilen Doom und Doom Eternal auch noch die VR-Auskopplung „Doom VFR“.

id Software Spiele

Betrachtet man die Geschichte, von id Software, dann sind es natürlich drei Serien, die sich als Franchise durchsetzen konnten: Doom, Quake und Wolfenstein

Hier eine Auswahl der Veröffentlichungen:

  • Commander Keen Serie (Softdisk, 1990 bis 1991)
  • Dangerous Dave in the haunted Mansion (Softdisk, 1991)
  • Wolfenstein 3D (1992)
  • Spear of Destiny (1992)
  • Doom (1993)
  • Doom 2: Hell on Earth (1994)
  • Quake (1996)
  • Quake II (1997)
  • Quake III Arena (1999)
  • Doom 3 (2004)
  • Quake Live (2010)
  • Rage (2011)
  • Doom 3 BFG Edition (2012)
  • Doom (2016)
  • Doom Eternal (2020)

Als Co-Produzent hat id Software auch an weiteren Titeln mitgearbeitet, hier lag der Fokus dann zumeist auf der 3D-Engine.

Dazu gehören unter anderem:

  • Return to Castle Wolfenstein [RTCW] (Nerve Software, Grey Matter Studios, 2001)
  • Doom 3: Resurrection of Evil (Nerve Software, 2005)
  • Quake 4 (Raven Software, 2005)
  • Wolfenstein: Enemy Territory, (Splash Damage, 2003)
  • Enemy Territory: Quake Wars (Splash Damage, 2007)
  • Wolfenstein (Raven Software, 2009)
  • Quake Champions (Saber Interactive, 2018)
  • Rage 2

id Software Engine

Es ist spannend, welche Spiele aus eigenem Hause stammen und an welchen id Software vielleicht nur am Rande beteiligt war. Mindestens genauso spannend ist aber, was sich aus der bekannten Engine von id Software für weitere Spiele entwickelt haben. Als Ursprung ist hier die id Tech Engine zu nennen, sie kam bei Wolfenstein 3D und Doom zum Einsatz. Die id Tech 2, oder auch Quake-Engine, brachte später neben dem Hauptspiel auch Hexen II hervor. Sie wurde in zwei Richtungen weiterentwickelt, so entstand daraus einerseits die Grundlage für Quake 2, auf der anderen Seite wurde sie durch verbesserten Netzwerk-Code ergänzt und wurde zu Quake World.

  • id Tech: Von Quake zu Doom Eternal
    id Tech 2 entwickelte sich weiter zu id Tech 3 (Quake III, Medal of Honor: Allied Assault, Star Wars Jedi Knight 2, Call of Duty), danach folgte die id Tech 4 (Doom 3, Quake 4), die id Tech 5 (Rage), id Tech 6 (Doom 2016) und letztlich id Tech 7 (Doom Eternal).
  • Source: Von Quake zu Half-Life
    Parallel dazu wurde aber auch Quake World weiterentwickelt und diente als Grundlage für GoldSrc, daraus entstand sowohl Half-Life und Counter-Strike als auch die Source-Engine, mit der Team Fortress 2, Half-Life 2 und DOTA entwickelt wurden.

Wenn man die vielen Namen der wirklich prägenden Spiele liest, wird die Bedeutung noch klarer, die id Software in seinen 30 Jahren Firmengeschichte in die Welt der Computer- und Videospiele eingebracht hat.


Kommentar zum Jubiläum

Alexander Panknin, Gaming-Grounds.de

„Als Kind der 80er- und 90er-Jahre gehörte id Software für mich zu einem der ikonischsten Spieleentwickler dieser Zeit. John Carmack und John Romero waren Helden meiner Kindheit und frühen Jugend, die geprägt war von Spielen wie Doom und Quake. Auch wenn es mit beispielsweise 3D Realms (Duke Nukem 3D) und später Epic Games (Unreal, 1998, Cliff Bleszinski) noch weitere wichtige Vertreter gab, id Software gehört zu einem meiner absoluten Lieblingsentwickler.

Noch heute freue ich mich über neue Doom-Titel und bin auch begeistert über die revolutionäre VR-Technik, die uns John Carmack mit Oculus beschert hat, doch die Spiele von damals werden mit Sicherheit immer einen ganz besonderen Platz in meinem Spieler-Herzen einnehmen.“

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Alexander Panknin
Alexander Pankninhttps://www.gaming-grounds.de/
1985 geboren. Mit Doom, Quake und SNES aufgewachsen. War selbst in der Indiegames-Szene aktiv und schreibt nun auf gaming-grounds.de über seine große Leidenschaft: Videospiele.
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