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Im Rahmen der Feierlichkeiten rund um den zehnten Geburtstag von League of Legends kündigte Riot Games ganze sechs neue Spiele an. Eines davon ist Legends of Runeterra. Ein Kartenspiel im Universum des erfolgreichen MOBA Spiels, welches mit gutem Gewissen als eins der erfolgreichsten Videospiele aller Zeiten betitelt werden darf.
Noch ein Kartenspiel? Ja, genau. Riot Games erweitert sein Portfolio auf diverse weitere etablierte Videospiel-Genres. Zwar ist der Kartenspielsektor mit Größen wie Hearthstone von Blizzard, Magic: The Gathering von Wizards of the Coast, Gwent: The Witcher Card Game von CD Projekt Red und weiteren hart umkämpft.
Dennoch will Riot Games sein bereits etabliertes Franchise und beliebtes Universum sowie dessen große Fanbase dazu nutzen, mit Legends of Runeterra ebenfalls eine erfolgreiche Alternative auf dem Markt zu platzieren. Ob dies gelingen kann, werden wir wohl erst nach dem Release erfahren, der für 2020 geplant ist. Dennoch konnten wir uns in der ersten geschlossenen Testphase, die vom 16. bis zum 21. Oktober stattfand, einen ersten eigenen Eindruck vom Spiel machen. Diesen wollen wir im Gaming-Grounds.de Angespielt mit euch teilen.
Wie funktioniert Legends of Runeterra?
Auf den ersten Blick unterscheidet sich Legends of Runeterra nicht großartig von all den oben genannten Alternativen, sondern wirkt eher wie eine Kombination aus all diesen. Nur eben im League of Legends Universum. Diese Strategie kennen wir bereits von einem anderen großen und erfolgreichen Spieleentwickler.
Wir stellen unser Deck aus bekannten Runeterra Helden wie Ezreal, Anivia, Darius und Co. sowie weiteren Kreaturen und Zaubersprüchen zusammen. Ein Deck besteht aus 40 Karten und darf maximal sechs Helden sowie Kartentypen aus zwei der insgesamt sechs verschiedenen Regionen enthalten. Diese spiegeln die Fraktionen aus League of Legends wieder.
Das Spiel wird klassisch im eins gegen eins gespielt, jeder Spieler besitzt einen Nexuskristall mit 20 Lebenspunkten, den es zu zerstören gilt. Wer dies zuerst schafft, gewinnt die Partie. Um dies zu verhindern blocken wir Angriffe feindlicher Kreaturen und Helden mit den jeweils eigenen. Kann ein Angriff nicht geblockt werden, geht der Schaden direkt auf den Nexus.
Um Karten ausspielen zu können, müssen wir ihre Manakosten bezahlen. In Runde 1 starten beide Spieler mit einem Mana im Pool, pro Runde wird dieser wieder aufgefüllt und die maximale Menge um ein Mana erhöht. So stehen den Duellanten in jeder Runde mehr Ressourcen zur Verfügung, bis spätestens in Runde 10 pro Spieler zehn Manapunkte ausgegeben werden können. Soweit, so bekannt. Hinzu kommt allerdings ein Pool von bis zu drei „Zaubermana“, die wie der Name schon sagt ausschließlich für Zauberkarten investiert werden dürfen. Wenn ein Spieler in einer Runde Mana übrig behält, wird dieses in den Zaubermana-Pool eingelagert.
Nahezu alle Karten weisen dazu Sonderfähigkeiten auf, die in speziellen Situationen weiterhelfen. Dazu gehört etwa „überwältigen“, welches ein Äquivalent zum „Trampelschaden“ aus Magic darstellt. Das bedeutet, überschüssiger Schaden nach dem Abzug der blockenden Kreatur wird den Lebenspunkten des Gegners abgezogen. „Direktschlag“ ist die LoR Variante des „Erstschlags“ aus anderen Kartenspielen. So schlägt eine Karte mit dieser Fähigkeit im Kampf nicht gleichzeitig, sondern vor dem Gegner zu. „Barriere“ schützt hingegen vor dem nächsten eingehenden Schaden. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. So bekommt das Spiel die Komplexität und Vielfalt, die das Taktieren ermöglicht und Legends of Runeterra die nötige Tiefe verleiht. Aber auch das sind alles keine revolutionären Neuerungen.
Das macht LoR besonders
Anders als in vielen anderen Online-Umsetzungen von Kartenspielen ist allerdings die Zugreihen- und Abfolge. So wechseln sich die Spieler mit Angriffs- und Abwehrrunden ab und können auf jede aktivierte Aktion und ausgespielte Karte direkt und umgehend reagieren. So spiel es eine große Rolle, ob man dem Gegner überhaupt durch das Ausspielen einer weiteren Karte eine Reaktion ermöglicht, oder lieber direkt zum Angriff übergeht oder den Zug gar beendet.
Auch der Einsatz von offensiven und defensiven Sonderfähigkeiten wird im Kontext der unterschiedlichen Rundengestaltung zu einer stets zu beachtenden Mechanik. Dies ist eine wirkliche Besonderheit in Legends of Runeterra und macht das Spiel aus unserer Sicht doch ein kleines bisschen zu etwas Besonderem im Card Game Genre. Die Möglichkeit des direkten Konterns und die teilweise entstehende Verkettung von Angriffen, Fähigkeiten, Zaubern und Gegenmaßnahmen erfordert Konzentration, Spielgeschick und Verständnis für Karten und Spiel.
Das größte Zufallselement bleibt nach wie vor natürlich das Ziehen der Karten an sich. Zu Spielbeginn dürfen wir zwar, wie beispielsweise in Hearthstone auch, einmalig unpassende Karten austauschen, dennoch bleibt die Chance, Karten zu bekommen, die in der aktuellen Situation, gegen den derzeit bekämpften Gegner oder in der aktiven Spielphase nicht zu gebrauchen sind. Alle anderen Zufallselemente jedoch sind äußerst gering gehalten. Viele Entscheidungen über den Spielverlauf und damit letztlich auch Sieg oder Niederlage trifft der Spieler durch den klugen Einsatz seiner Karten und seines Manas letztlich selbst. Wenige Fähigkeiten beinhalten Zufallselemente, die meisten Verstärkungen lassen sich gezielt auf weitere Karten, Helden und Einheiten und den Nexus selbst einsetzen.
Balancing – Ein Ersteindruck
Mit den verschiedenen zur Verfügung stehenden Mechaniken lassen sich teils starke Kombinationen gestalten, auf die allerdings nach jedem Schritt vom Gegner reagiert werden kann. So wird es möglich starke Synergien von Karten zu nutzen, zu stark werden diese in Legends of Runeterra aber nicht. Riot Games hat bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine sehr hohe Spielbarkeit und – zumindest was den Ersteindruck nach wenigen Spielstunden angeht – ein angenehmes Balancing im Spiel. Wenn man eine Fraktion herausstellen müsste, die momentan als am stärksten wirkt, würden wir uns wohl für die eisigen Krieger und Kreaturen des Freljords entscheiden. Aber auch gegen Anivia, Braum und Co. gibt es durchaus Kontermöglichkeiten.
Spannend wird es zu sehen, wenn sich kompetitiv ambitionierte Spieler in den angekündigten Ranglistenmodus stürzen und nach der Spitze der Krone greifen. Wenn sich dort eine Meta entwickelt und Spieler so gut werden, dass fast ausschließlich die Stärke der einzelnen Karten im jeweiligen Matchup über Sieg und Niederlage entscheidet, dann kommt die tatsächliche Qualität des Balancings zum Vorschein. Für jeden Gelegenheitsspieler allerdings dürfte es immer Mittel und Wege geben, um auch gegen unangenehme Konstellationen ein Gegenmittel zu finden.
Pay 2 Win?
Videospielumsetzungen von Kartenspielen sind in ihren Designs häufig darauf ausgelegt, viel Geld zu erwirtschaften. Und das funktioniert meistens auch noch recht gut (außer man übertreibt es, wie beispielsweise Valve). Viele Spieler stellen sich nun die Frage, ob es auch in Legends of Runeterra notwendig sein wird, Echtgeld zu investieren um an die gewünschten Karten zu gelangen und die eigene Sammlung zu erweitern. Können viele Euros über einen Ingame Shop investiert werden? Nein und ja.
Riot Games bietet euch, wie in League of Legends, die Möglichkeit eine Premium Währung im Spiel zu erwerben und damit auch Truhen zu kaufen. „Münzen“ geben genau wie „Riot Points“ einen Rabatt, wenn ihr gleich eine größere Summe davon erwerbt. Die Höhe der Ermäßigung, beziehungsweise des Bonus, hängt natürlich von der Höhe der gewählten Summe ab. Wer Geld investiert, spart sich also Spielzeit. Aber dies ist tatsächlich der einzige Vorteil, denn alle Inhalte können sich auch einfach über die In-Game Währung erspielt werden. Tägliche Missionen und einzelne Fortschrittspfade für die einzelnen Fraktionen lassen euch mit etwas Geduld schnell an die gewünschten Karten und Kombinationen kommen.
Falls euch eine spezielle Karte fehlt, dürft ihre diese auch einfach gezielt aus der frei erspielbaren Währung herstellen. Zusätzlich sind in den freischaltbaren Truhen, von denen es im Übrigen eine wöchentliche Zusatzbelohnung zu erspielen gibt, sogenannte „Wildcards“ in den unterschiedlichen Seltenheitsstufen der Karten enthalten. Grün für selten, blau für sehr selten, lila für episch, orange für Helden – wie üblich. Diese Wildcards dürfen ebenfalls gezielt gegen eine beliebige Karte mit der jeweiligen Rarität eingetauscht werden.
Auch wenn der im Spiel erzielte Fortschritt in der ersten Testphase besonders schnell voran ging und auch ein ganzer Haufen Wildcards zum Ausprobieren verschiedener Kombinationen bereit stand, wirkt das Bezahlmodell zunächst äußerst fair und erfordert keineswegs Echtgeldeinsatz, um spezielle Karten freizuschalten.
Fazit
Insgesamt wirkt Legends of Runeterra wie ein sehr rundes Kartenspiel, welches trotz der frühen Phase der Entwicklung schon äußerst gut funktioniert. Die Duelle sind komplex, der Sammeltrieb und die Kombinationsmöglichkeiten der Karten und Fraktionen motivieren und dürften über sehr lange Zeit beschäftigen und unterhalten. Das Rad erfindet Riot Games hier selbstverständlich nicht neu, nutzt allerdings die Bekanntheit und Beliebtheit des League of Legends Universums, um Fans der Charaktere in den Bann von LoR zu ziehen.
Aber auch wer das Universum bisher nicht kennt und von den Fähigkeiten der Fraktionen und Champions nichts weiß, kommt schnell in das Spielprinzip herein. Ein ausführliches Tutorial erklärt zunächst verpflichtend, in weiteren Kapiteln später optional, alle Mechaniken und Abläufe, die es zum grundlegenden Spielverständnis braucht. Wenn Riot Games am aktuellen Design zur Freischaltung neuer Inhalte festhält, muss sich niemand Sorgen machen hier viel Geld investieren zu müssen, um sich im Gefecht erfolgreich schlagen zu können.
Wir freuen uns bereits auf die zweite Testphase, die bereits am 14. November 2019 starten soll. Nach wenigen Spielstunden sagt Gaming-Grounds.de: Wer Kartenspiele und League of Legends mag, wird auch an Legends of Runeterra seine Freude haben!
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