Angespielt: Lonely Mountains Downhill – LowPoly MTB-Action

Das neueste Spiel des Berliner Indie-Studios Megagon Industries heißt „Lonely Mountains Downhill“ und ist ein riesiger Erfolg. Als Kickstarter-Kampagne gestartet, konnte das Fahrrad-Game nach einer erfolgreichen Steam Greenlight-Phase und seit seinem Release am 23. Oktober viele Sport-Fans von sich überzeugen. Bislang sind die Entwickler nur mit zwei Puzzle-Games fürs Smartphone in Erscheinung getreten (it rained, Twisted Lines). Das soll sich mit Lonely Mountains nun ändern.

Indiespiel-Floskeln wie „fast paced“ und „easy to learn hard to master“ treffen hier ausnahmsweise mal den Nagel direkt auf den behelmten Kopf.

Auf aberwitzigen Abfahrten prescht der Spieler in putziger Low-Poly Grafik virtuelle Gebirge hinab und versucht dabei auf seinem Weg von Checkpoint zu Checkpoint nicht auf die Nase zu fallen. Der Grafikstil fällt dabei ebenso positiv ins Auge, wie das absolut flüssige und durchweg hervorragend zu beherrschende Gameplay.

Rund 45.000 Euro nahmen die Entwickler auf Kickstarter für das Spiel ein und konnten so den Release als auch die Stretch-Goals „Snowy Mountain“ und „Night Mode“ finanzieren. Neben etlicher weiterer Auszeichnungen wurde Lonely Mountains als bestes Indie Game der diesjährigen Gamescom nominiert und gleich noch in mehreren Kategorien für den Deutschen Entwicklerpreis 2019.

Bike-Games zählten bislang nicht zu den populärsten Spielen. Dennoch machte das Fahren auf zwei Rädern bereits schon in Titeln wie GTA großen Spaß. Nun rollt es mit Lonely Mountains weiter.

Lonely Mountains Downhill Release Trailer

Was euch in Lonely Mountains erwartet

Auf bislang vier, von den Entwicklern mit viel Liebe fürs Detail per Hand erstellten, Gebirgen (Graterhorn, Redmoor Peaks, Sierra Rivera, Mount Riley), die sich an realen Vorbildern orientieren, stehen dem Spieler insgesamt 16 verschiedene Strecken zur Verfügung. Diese lassen sich, neben verschiedenen Mountainbikes, MTB-Lackierungen und Spieler-Outfits, durch das Erfüllen von Aufgaben freischalten.

Dabei jagt man stets nach der besten Zeit und nach möglichst wenig Stürzen über die Strecke und sucht neue Trails, um die Streckenrekorde zu brechen. Dabei sitzt einem nicht nur die eigene Zeit im Nacken, Erfolge werden auf einem online Leaderboard miteinander verglichen.

Wie genau es aussehen kann, wenn man vom Ehrgeiz gepackt wird, sieht man in unserem Video:

Gute Steuerung, faire Checkpoints

Die Steuerung von Lonely Mountains Downhill ist sehr angenehm. Man kann zwischen zwei verschiedenen Modi wählen, entweder orientiert sich die Lenkung dabei an der Spielerfigur oder am Bildschirm. Das hat eher etwas mit Geschmack zu tun, so kann jeder Spieler entscheiden, welches Modell ihm besser gefällt. Alten Zockerhasen fällt das Umdenken in die Spielerfigur sicherlich leichter als Genre-Neulingen.

Neben der Lenkung beschränkt sich das Game auf wesentliche Funktionen. Man kann per Tastendruck beschleunigen, bremsen oder einen Sprint einlegen – Letzterer ist durch die Ausdauer limitiert, ein entsprechender Balken sinkt dabei und füllt sich erst mit der Zeit wieder auf.

Das Fahren fühlt sich schön wuchtig an, ein angenehmes Trägheitsgefühl und eine spaßige Physik sorgen dabei für viel Freude. Ein angedeuteter Weg zeigt eine gängige aber für Rekorde viel zu lange Route. Auf dem Trampelpfad kann man schneller fahren als auf Wiese.

Das System mit den Checkpoints ist sehr fair: auch wenn es darum geht die gesamte Strecke innerhalb einer gewissen Zeit zu meistern, beeinträchtigt ein Sturz das Ergebnis nicht – man beginnt wieder am Checkpoint ohne Zeitverlust. Bei der Jagd um den nächsten Streckenrekord sollte man dann eher genauestens überlegen, ob man die nächste weiße Linie überfährt oder den Abschnitt nicht lieber manuell noch mal wiederholt – das ist jederzeit möglich.

Neben der Strecke und den vielen Schleichwegen haben die Entwickler noch ein kleines Gimmick versteckt. Es gibt bis zu vier Rastplätze zu entdecken. Dafür lohnt sich auch mal eine Freeride-Erkundungstour in eher ungewöhnliche Bereiche.

Ragdoll-Stürze und Camping-Plätze

Besonders unterhaltsam sind die Ragdoll-Animationen des Fahrers bei einem der zahlreichen Stürze. Und davon gibt es mehr als genug, beinahe jeder Kontakt mit einem Hindernis oder zu weite/tiefe Sprünge führen unweigerlich zum Crash. So müssen die Spieler sehr genaue Kontrolle über ihr Mountainbike behalten, was einem schon mal den Schweiß auf die Stirn treiben kann bei den vielen rasanten Passagen. Wenn die kleinen roten Blut-Pixel, die bei den Unfällen davon spritzen, stören, dann lassen sie sich im Menü auch deaktivieren. Das finden wir sehr gelungen, so können auch etwas zartbesaitetere Menschen oder Kinder Freude an dem Spiel haben.

Durch hübsche Panoramen, einen angenehmen Tiefenschärfe-Effekt und eine dezent aber stimmige Geräuschkulisse (Natur und Vogelstimmen, aber keine Musik) hat das Game einen sehr entspannenden Charakter; ganz abgesehen von den adrenalingeladenen Abfahrten versteht sich.

Wirklich löblich ist auch die Technik, so sind die Anforderungen nicht wirklich hoch und das Spiel braucht gerade mal 555 MB Speicher auf der Festplatte. Gerade zu Zeiten von Spielen, die die 100 GB Marke durchbrochen haben, zeigen die Entwickler, dass sich ein gutes Spiel nicht nur durch riesenhafte Texturen auszeichnet.

Fazit

Lange hat ein Sportspiel nicht mehr so gefesselt, wie Lonely Mountains Downhill. Gerade die Limitierung auf das Wesentliche, unterstützt durch eine einfache aber ästhetische Grafik, und die hohe Geschwindigkeit, sorgen für viel Spaß und ordentlich Motivation, einzelne Passagen immer und immer wieder spielen zu wollen. Auch losgelöst von Checkpoints, in einem aufregenden Freeride durch die Trails zu sausen und zu gliden, das erinnert tatsächlich an alte Tony Hawk Pro Skater-Zeiten.

Apropos Tony Hawk: Einen Wunsch haben wir auf jeden Fall schon jetzt für ein kommendes Update oder einen zweiten Teil: Gaps und Stunt-Achievements.

Das Gameplay ist aktuell auf die Jagd nach dem Sekundenzeiger ausgelegt, bietet parallel dazu aber auch viel Vergnügen, wenn man die Landschaft auf eigene Faust erkundet. Gerade diese Freiheit macht den rebellischen Reiz des Games aus und sollte noch mehr belohnt werden. Im Skateboard-Klassiker Tony Hawk kann man sogenannte Gaps finden und durch das Überqueren bestimmter Hindernisse auf bestimmten Art und Weise freischalten. Statt nur Rastplätze zu suchen und bestimmte Sammel-Aufgaben zu absolvieren, könnte man manch einen Trail oder Vorsprung auch in Lonely Mountains Downhill mit einem eigenen Achievement ausstatten und hätte noch eine lustige Rekordjagd für die Statistik.

Das Gleiche ließe sich auch auf verschiedene Stunts ausweiten: weitester Sprung, heftigster Aufschlag, etc. Auch wäre ein Replay-Modus spannend. Hier könnten sich Spieler ihre coolsten Moves erneut anschauen, zwischen verschiedenen Perspektiven wählen und die größten Highlights mit ihren Freunden teilen.

Ursprüngliche Stretch-Goals der Kickstarter-Kampagne waren noch erweiterte Statistiken und wilde Tiere, die die Lonely Mountains bevölkern – beides spannende Elemente. Der große Erfolg des Spiels könnte zumindest mutmaßen lassen, dass der Titel sich noch weiterentwickeln könnte.

Dies alles soll aber keine Kritik an einem durchweg kurzweiligen Spiel sein, vielmehr zeugt es von dem großen Potenzial, das Lonely Mountains Downhill bereits in sich trägt.

Wie viel Zeit man für einen Durchlauf, beziehungsweise das Freispielen aller Strecken, braucht, ist sehr individuell und hängt vom eigenen Skill ab. Dies wird allerdings allein schon für viele Stunden Spielspaß sorgen, hinzu kommen die vielen Dinge, die es noch freizuspielen und zu entdecken gilt. Wir werden Lonely Mountains Downhill sicherlich häufiger mal anschmeißen und freuen uns noch auf unzählige Abfahrten voller Action.

Lonely Mountains Downhill auf Steam kaufen:


Hier geht es zur Kickstarter-Kampagne: https://www.kickstarter.com/projects/megagonindustries/lonely-mountains-downhill

Mehr zum Spiel gibt es direkt bei Megagon Industries: https://lonelymountains.com/

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Alexander Panknin
Alexander Pankninhttps://www.gaming-grounds.de/
1985 geboren. Mit Doom, Quake und SNES aufgewachsen. War selbst in der Indiegames-Szene aktiv und schreibt nun auf gaming-grounds.de über seine große Leidenschaft: Videospiele.
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