Biomutant Test: Pelziges Sammelabenteuer mit Asia-Flair

Biomutant ist am 25. Mai offiziell für PC, Xbox und PlayStation erschienen. Auf dieses neue Action-Rollenspiel aus dem Hause THQ Nordic und Entwickler Experiment 101 haben sich die Spieler jahrelang gefreut. Nun dürfen sie selbst in die Rolle eines pelzigen Mutanten schlüpfen, der aussieht wie eine Mischung aus Waschbär und Katze.

Doch statt großer Euphorie hagelte es seit dem Release von Biomutant vielerorts nur Horror-Wertungen. Hier und da findet man aber auch sehr positive Stimmen. Natürlich haben wir uns das abenteuerliche Spiel deswegen ganz genau angeschaut. Wir wollten wissen, wie sich der neue Action-Titel mit fernöstlichem Kung-fu-Charme schlägt und warum das Spiel die Lager so arg teilt.

Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, uns hat es sehr viel Spaß gemacht. Natürlich kann da, wo viel Licht ist, auch viel Schatten sein – doch bevor wir uns in Spruchweisheiten verlieren, wie der Ingame-Erzähler, erklären wir euch, warum Biomutant bislang eines der spannendsten Titel des Jahres ist.

Die Story: Darum geht es

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Malerische Landschaften erwarten die Spieler in Biomutant. Im Hintergrund: Der Lebensbaum.

In ferner Zukunft wurde unser Planet durch die Menschheit zugrunde gerichtet. Die Gier nach Profit veranlasste große Konzerne wie Toxanol die Natur auszubeuten. Radioaktive Abfälle wurden ins Meer geschüttet, Öl verpestet das Wasser, es kam zur alles vernichtenden Umweltkatastrophe. Während die Menschen verschwanden, holte sich die Natur den Planeten zurück. Viele der Lebewesen sind allerdings starken Mutationen unterlaufen, die neuen Stämme der Pflanzenfresser leben im Konflikt mit den übermächtigen Fleischfressern. Dies ist die Welt von Biomutant.

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Als Held ohne Gedächtnis treten die Spieler auf den Plan und versuchen einerseits ihre die Vergangenheit zu entschlüsseln, anderseits finden sie die Welt zerrüttet vor. Auch unter den Stämmen herrscht Uneinigkeit, sie liegen in Fehde, während eine große Bedrohung an den Wurzeln des alles überragenden Lebensbaums nagt: Die vier Weltenfresser, die von allen Himmelsrichtungen aus den Untergang herbeisehnen.

Schafft es unser Protagonist die Stämme zu einen und die Bedrohung abzuwenden? Oder wird die Welt mit allem untergehen?

Biomutant Trailer:

 

Gameplay und Gameloop

Biomutant ist ein Singleplayer Action-Rollenspiel in der Third-Person-Perspektive und spielt in einer offene Spielwelt. Am Anfang können sich die Spieler einen Protagonisten aus sechs verschiedenen Spezies zusammenstellen: Urläufer, Dumdon, Rex, Hyla, Fip und Murgel. Jede von ihnen hat ihr eigenen Stärken und Schwächen. Die Erstellung ist sehr umfangreich, neben der Spezies wählen die Spieler Anfangsattribute, Genetische Widerstandskraft, ein individuelles Aussehen (Fellfarbe) und eine von sechs Klassen. Fünf davon stehen allen Spielern zur Verfügung, die sechste Klasse „Söldner“ gibt es für Vorbesteller oder als DLC nachgereicht.

Durch die verschiedenen Aspekte kann jeder Spieler einen eigenen Spielstil wählen: will man eher auf die Distanz angreifen als Scharfschütze oder stürzt man sich als Wung-Fu-Meister (so heißt es in Biomutant) ins Abenteuer. Wenn ihr mehr zur Charaktererstellung wissen wollt, dann schaut unbedingt mal in unserem Biomutant-Guide vorbei – dort erfahrt ihr alle Nerfs und Buffs der jeweiligen Konfiguration:

Biomutant: Guide zur Charaktererstellung – Nerfs, Buffs und buntes Fell

Mit dem gewählten Charakter starten wir in Biomutant in ein ungefähr 30-minütiges Tutorial. Eine lineare Sequenz, in der wir die wichtigsten Funktionen beigebracht bekommen. Dabei werden wir von einer Roboter-Grille begleitet, die uns auf Schritt und Tritt folgt – an die solltet ihr euch lieber gewöhnen, sie wird euer dauerhafter Begleiter.

Nach diesem ersten Teil werden wir relativ direkt in eine offene Spielwelt geschickt, die wir nach und nach erkunden können. Über Haupt- und Nebenquests entfaltet sich die Story, die in mehrere Aufgaben unterteilt ist: die Menschenfresser besiegen, die Stämme zu einen und seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Letzteres erfolgt zusammen mit dem einbeinigen Steinalt, den die Spieler bereits im Tutorial kennenlernen.

Stämme und Missionen

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Auf der Karte finden wir Missionen und die Gebiete der entdeckten Stämme.

Die Spielwelt ist unterteilt in verschiedene Territorien der einzelnen Stämme. Man kann sich dem Sifu eines Stammes, dem Oberhaupt, anschließen und nach und nach Gebiete erobern – entweder friedlich oder durch kriegerische Aktivitäten. Unterhalb der Oberwelt befinden sich verschiedene Bunkeranlagen, die es zu erkunden gilt. Missionen führen den Spieler unter Tage, hier finden sich zumeist auch verschiedene Rätselaufgaben. Letztere sind in der ganzen Welt verteilt und ermöglichen die Freischaltung verschiedener Sammelobjekte. Überall verstreut finden sich unterschiedliche Ressourcen (Säulen, die man zerstören muss, um an die Stoffe zu gelangen) und Beute in Kisten und Truhen. Dabei erlebt man die Welt aus der Perspektive eines kleinen Tieres, die Überreste der Menschheit, Häuser, Bunker und Industrieanlagen erscheinen übergroß. Es gibt einen dynamischen Tag-Nacht-Zyklus, die Tageszeit nimmt Einfluss auf die Spieltwelt.

Es gibt verschiedene Sammelmissionen, dafür muss man Orte aufsuchen, die den Spielern allerdings immer auch auf der Karte angezeigt werden. Die Karte selbst wird durch den Besuch der einzelnen Bereiche nach und nach aufgedeckt. Allgemein ist die Spielwelt von Biomutant nicht riesig, um von einer zur anderen Himmelsrichtung zu gelangen, seid ihr allerdings eine ganze Weile unterwegs. Zwischendurch gibt es viele Ruinen und andere Schauplätze, wie alte Tankstellen oder Bahnhöfe zu entdecken. Einige Bereiche sind erst im Laufe des Spiels zugänglich, die gefährliche Welt ist nämlich mit verschiedenen Kontaminationen übersäht. Hier braucht man entweder das richtige Transportmittel oder Schutzkleidung.

Transportmittel gibt es in Biomutant einige. Die meisten in Form von Vierbeinern, die man reiten darf. Von Zniege (ja so heißen sie) über mechanische Fahrzeuge und Boote, gibt es hier eingie Überraschungen – es soll sogar ein Mech eine Rolle spielen… Ansonsten kann man die Welt natürlich auch zu Fuß erkunden und sein Transportmittel nur rufen, wenn man es braucht (es stehen immer alle freigeschalteten Mittel zur Verfügung, wenn es das Terrain erlaubt). In der Spielwelt wird hauptsächlich gelaufen, geschwommen, an Leitern, Seilen und entsprechenden Kletterhaken (in der Regel gelb markiert) kann auch geklettern werden.

Kämpfe

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In der Welt von Biomutant werdet ihr auf viele Gegnergruppen treffen. Zeit zu zeigen, wer sein Wung-Fu beherrscht.

In der Welt treffen die Spieler immer wieder auf Zwischengegner. Diese Kämpfe sind zumeist an einen Ort gekoppelt. So könnt ihr das Kampfgebiet betreten oder fliehend verlassen – Gegner werden euch dann ab einer bestimmten Entfernung nicht mehr folgen, erholen sich allerdings in der Zwischenzeit wieder. Habt ihr eine solche Begegnung erfolgreich überstanden, bleiben die Gegner zukünftig fern. Meist handelt es sich um eine etwas größere Kreatur, die Dinge wirft, um sich schlägt oder uns zu rammen versucht, und einigen kleineren Kreaturen. Die Fauna von Biomutant bietet einige Kuriositäten, ihr werdet also nicht nur auf die Posten der verfeindeten Fellwesen treffen, sondern auch anderen Monstren gegenüber treten.

Boss-Kämpfe, die Teil der Story sind, laufen meist in gescripteten Phasen ab. Die übergroßen Wesen bezwingt ihr also mit der richtigen Taktik, die von Gegner zu Gegner variiert.

Erkunden

Verschiedene Erkundungsbereiche und die dort auffindbaren Dinge werden eingeblendet, sobald ihr sie betreten habt. Ihr könnt diese Bereiche also auch abschließen, wenn ihr alles gefunden habt. Überhaupt gibt es viele Dinge zu finden, die ihr später für das Crafting braucht – ein Kernelement des Spiels, dazu gleich mehr.

Es sind euch natürlich nicht alle anderen Wesen feindlich gesinnt. Ihr trefft auch auf NPCs und zivile Charaktere. Diese haben mal mehr und mal weniger Text, mit einigen von ihnen könnt ihr Handel treiben, andere sind Teil der Missionen.

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Loot! Über all gibt es viele tolle Dinge zu entdecken.

Das Crafting

Ein besonderes Element in Biomutant ist das Crafting. Damit könnt ihr Waffen und Ausrüstung modden oder ganz neue Gegenstände herstellen. Die Bauteile dafür könnt ihr bei anderen NPCs kaufen, die meisten werdet ihr aber in der Spielwelt finden. Diese sind in verschiedene Kategorien eingeteilt und entsprechend kompatibel mit anderen Objekten. Die Seltenheit von Gegenständen wird ebenfalls angezeigt, Verstecke, in denen sich solcher Loot befindet, werden farblich hervorgehoben.

Das Crafting-System ist recht komplex. Eine Anleitung dafür gibt es im Spiel nicht und man darf sich selbst ein wenig ausprobieren. Mit der Zeit bekommt man den Dreh allerdings raus und wird so immer bessere und stärkere Ausrüstung mit verschiedenen Eigenschaften zaubern. Das Sammeln und Zusammenstellen macht Spaß und ist für Bastelfreunde sehr motivierend. Der Handel stellt sich allerdings als etwas schwierig dar, da es kein Vergleich der angebotenen Ware mit den bereits verbauten Teilen im Kaufmenü gibt – man muss seine Teile also gut kennen. Bezahlt wird mit einer Spielwährung, die man durch den Verkauf von Waren oder das verschrotten von Teilen bekommt.

Rüstung gibt es in Form von Hosen, Oberteilen, Helmen, Mundschutz, Schulterpolstern und Rucksäcken. Diese bieten teilweise noch eigene Slots, um sie weiter zu modifizieren. Das sieht cool aus und verbessert die Werte mit dem weiteren Ausbau enorm.

Es gibt verschiedene Waffentypen. So könnt ihr einhändige oder Zweihandschwerter finden und craften, es gibt Pistolen, Gewehre, Automatik-Gewehre und vieles mehr. Das lädt zum Ausprobieren und Tüfteln ein. Hier sollte für jeden Spieler etwas passendes zu finden sein.

Charakter-Progression

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So roh startet man ins Spiel, später werdet ihr von dem putzigen Waschbärgesicht vermutlich nicht mehr so viel sehen.

Ein mindestens genauso wichtiger Aspekt, wie das Crafting, ist der Fortschritt des Charakters. Dieser steigt durch das Erlangen von Erfahrung (durch Kampf oder Questerfüllung) Stufen auf und bekommt zusätzlich noch verschiedene Ausbaupunkte: Psi-Punkte, die die Ki-Fähigkeiten freischalten (quasi Zauberkräfte) oder Punkte Bio-Mutationen. Weitere Fähigkeitspunkte schalten neue Angriffsmuster frei, und und und.

Biomutant steckt wirklich voll mit allerlei Mechaniken. Das mag am Anfang etwas überfordern, die Einarbeitung lohnt aber und erschließt sich mit der Zeit. Die verschiedenen Werte wirken sich mal mehr, mal weniger auf den Kampf aus. Hier muss man einfach die Konfiguration finden, die zu einem passt. Interessant sind allerdings die unterschiedlichen Angriffe, diese werden in Form von Tastenkombinationen im Kampf freigesetzt. Diese erlernten Angriffs sind stärker als normale Treffer.

Während des Spiels können die Spieler flexibel zwischen Nah- und Fernkampfwaffen wechseln und ihre Psi- und Bio-Angriffe per Tastendruck entfesseln. Dies sorgt für einen sehr flexiblen Kampfablauf. Häufig wird man allerdings auch ausweichen und springen müssen, dafür gibt es ebenfalls entsprechende Moves.

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Spielablauf

Der Ablauf des Spiels ergibt sich durch Erkundung, die Erfüllung von Missionen und das Treffen auf Zufallsbegegnungen. Man kann in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden starten. In der Regel pendelt man zwischen Haupt- und Nebenmissionen und der Erkundung hin und her und erschließt dabei nach und nach die Spieltwelt. Das funktioniert relativ natürlich fließend, durch die Karte und die eingeblendeten Ziele weiß man eigentlich immer wo es weitergeht. Welche Mission man gerade akut verfolgen will, kann man im Tagebuch auswählen.

Das Springen zwischen den angesprochenen Hauptsquests von Biomutant ist ohne weiteres möglich. Zum Ende hin kann es allerdings dazu führen, dass Charaktere uns mit Dingen konfrontieren, die eigentlich schon passiert sind. Das wirkt leider etwas störend und reißt den Spieler etwas aus der Illusion. Wir hatten so einen Moment beim Test allerdings nur ein einziges Mal – naja, vielleicht hatte sich die frohe Kunde unseres Sieges einfach noch nicht rumgesprochen…

Je nachdem, wie versessen man darauf ist, alle Missionen zu erledigen, kann man das Spiel in den vielfach erwähnten 12 bis 15 Stunden abschließen. Wer wirklich alle Nebenmissionen absolvieren und die Spielwelt auf den Kopf stellen will, kann vermutlich noch mal weitere 10 Stunden investieren.

Nach Ende des Spiels wird ein „Neues Spiel+“ angeboten. Dieser Modus überspringt das Tutorial, setzt die Missionen zurück, somit büßt man auch seine Transportmittel ein, Stufe, Waffen, Ausrüstung und alle Attribute bleiben dabei allerdings erhalten.

Biomutant Stil

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Wer hat das schönste Fell. Die Charaktere in Biomutant sehen alle herrlich pelzig aus.

Wer die Trailer und Ankündigungen verfolgt hat und letztlich die ersten Spielminuten in Biomutant verbringt, dem fällt sofort der besondere Look des Spiels auf. Bunt, frech und extravagant kommen die pelzigen Figuren daher, die Landschaft bietet eine interessante Mischung aus üppiger Natur und postapokalyptischen Elementen.

Durchzogen ist das gesamte Spiel mit einem Kung-Fu-Film-artigen Asia-Flair. Dies spiegelt sich in dem grundsätzlichen Konflikt zwischen Gut und Böse / Yin und Yang wider, der Teil der Story und der Entscheidungen ist, die man im Spiel trifft. Auch grafisch finden sich viele asiatisch angehauchte Elemente wieder, so zum Beispiel im Bonsai-artige Lebensbaum oder bei den Martial-Arts-Waffen. Dabei bleibt der Kontrast zwischen Natur und Technik erhalten und viele Apparaturen erinnern an die vergangene, menschliche Zivilisation.

Getragen werden soll das asiatische Kung-Fu-Feeling zudem über die Art der Dialoge. Diese haben einen sehr außergewöhnlichen Stil und kommen oft in Spruchweisheiten und Glückskeks-Metaphern daher. Biomutant setzt dabei auf einen Haupterzähler, der den Spieler auf seinem Abenteuer begleitet und die Fantasy-Sprache der verschiedenen Charaktere übersetzt. Außer ihm besitzen nur noch das Gute und das Schlechte Gewissen eine verständliche Sprachausgabe.

Die Dialog-Szenen finden in einer festen fokussierten Kamera-Perspektive statt. Im Gespräch kann der Spieler oft zwischen verschiedenen Antworten wählen, die sich teilweise auf den Verlauf der Unterhaltung auswirken. Die Dialog-Stücke wirken teilweise recht konstruiert, auch ist nicht immer ganz klar, was mit den verschiedenen Antwortmöglichkeiten gemeint ist. Grundsätzlich durchzieht die Auswahl aber wieder die Licht- und Schatten-Dualität und man kann entweder freundlich oder feindlich auf sein Gegenüber reagieren. Es ist ein bisschen schade, dass die Dialoge den Spielfluss oft so jäh unterbrechen, dass man eher dazu geneigt ist, schnell durch die Gespräche zu klicken. So ertappt man sich, dass man die Sprachausgabe unterbricht, weil man selbst bereits den Untertitel gelesen hat. Wiederkehrende Elemente in den Dialogen wirken teils Mantra-artig und sollen so vermutlich das tragende Thema des Spiels, die Zerstörung der Natur durch den Menschen und den Disput zwischen Gut und Böse unterstreichen.

Der redselige Erzähler gibt sich allerdings nicht damit zufrieden, nur die Dialoge vorzutragen. Auch während des Spiels erklingt seine sonore Stimme und kommentiert das Geschehen. Den Entwicklern war offensichtlich bewusst, dass dies auch lästig sein kann und spendierte dem Spiel eine Funktion in den Einstellungen, die die Frequenz des Erzählers regeln lässt.

Wenn man sich auf den Erzählstil einlässt, wirkt er recht stimmig, da er sich konsequent durch das gesamte Spiel zieht.

Kruder Humor

Die Entwickler wollten mit Biomutant keinen bierernsten Titel abliefern. Auch wenn das Thema grundsätzlich natürlich ernst ist, wird dies mit dem bunten Stil auf eine eher augenzwinkernde Weise übermittelt. Experiment 101 hat sich vermutlich deswegen auch dazu hinreißen lassen, dem Spiel einige humoristische Elemente zu verpassen. Dies ist nicht immer leicht verdaulich (im wahrsten Sinne des Wortes) und führte unter anderem zu einer der wohl kuriosesten Spieleszenen, die wir seit langem sehen durften.

Während eines Bosskampfes wird der Spieler gefressen und landet kurzerhand im Verdauungstrakt des Widersachers. Grundsätzlich nichts komplett abwegiges, reagiert man allerdings nicht schnell genug, wird man anschließend ausgeschieden. Damit aber nicht genug, das Monstrum setzt sich auf die Spielfigur und man bleibt in seinem Allerwertesten stecken. Kommentiert wird diese Szene folgendermaßen:

„Sieh dich an… wer hätte Darm-it gerechnet? Tja, der einzige Weg voraus führt wieder hinten rein.“

Was ein Ende… wenn ihr euch diese Szene anschauen wollte (Vorsicht Mini-Spoiler!), könnt ihr das hier tun:

Die Spieler sind vor solchen und ähnlichen Wortwitzen nicht gefeit. Ein weiterer Charakter zum Beispiel schnattert in seiner Fantasy-Sprache, er hat eine Evlis Presley-Frisur und klingt sehr knödelig. Ob einem das schmeckt, darf jeder selbst entscheiden.

Grafik

Biomutant ist ein Current Gen-Game. Das sieht man sofort, wenn man sich die Ingame-Grafik anschaut. Auch wenn Entwickler Experiment 101 bereits Videos auf Xbox und PS5 vorgestellt hat, profitiert das Spiel dort eher von höherer Auflösung und FPS. Biomutant setzt also nicht auf Raytracing und Co. Ein Next Gen-Release soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Das Spiel besticht allerdings durch sein Art-Design, Landschaften sind hübsch, Charaktere liebevoll gestaltet – das macht Biomutant auch auf der „alten“ Generation zu einem Hingucker. Nicht jede Textur ist gestochen scharf, dafür gibt es viel Fell und stimmige Lichteffekte. Uns hat der grafische Stil durchaus gefallen und schafft es sogar einen sehr originären Charme zu entfalten.

Toll ist, dass sich das Crafting-System direkt im Aussehen des Charakters erkennbar macht. Sämtliche selbst erstellten Waffen und Rüstungsteile, Kleidungsstücke, etc. sind an der Spielfigur erkennbar und sorgen so für ein komplett individuelles Äußeres.

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Auf dem passenden Reittier erkundet sich die Welt wie im Fluge.

Ton und Musik

Sowohl Soundeffekte als auch Musik sind stimmungsvoll und unterstreichen die Atmosphäre. Leicht anschwellende Hintergrundmusik oder treibende Stücke unterstützen die Spielszenen. Die Sounds sind ebenfalls schön gestaltet und geben die Mischung aus Natur und Moderne gut wieder. Manchmal ist das zirpend des begleitenden Roboters ein wenig irritierend, nach kurzer Eingewöhnung lernt man es aber einzuschätzen – der macht eben sein Ding.

In die Kategorie Ton fällt dann eben wohl auch die Sprachausgabe. Wie erwähnt, dürfte diese nicht jedermanns Sache sein – auch wenn den Sprechern allein wegen der Menge an Dialogen sicherlich Ehre gebührt. Biomutant unterstützt einige Sprachen, die verbreitetsten auch mit einer eigenen lokalisierten Sprachausgabe. Als deutscher Erzähler tritt der Schauspieler und Synchronsprecher Richard van Weyden auf, den man unter an anderem aus Fallout: New Vegas, Uncharted und Heavy Rain kennen kann. Den vermutlich gewünschten, leicht abgehackten Shifu-Sprechstil setzt er relativ konsequent durch.

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Technik

Zu der Grafik haben wir bereits ein paar Worte verloren, ansonsten hängt die Technik wohl ein wenig davon ab, welches System ihr nutzt. Wir haben Biomutant auf der Xbox getestet und hatten ein sehr flüssigen Spiel (60 FPS) ohne Ruckler. Das Spiel lief wirklich sehr geschmeidig, wovon auch die schnellen Kampfsequenzen profitiert haben. Es gab keine Game-Breaking Bugs und nur ein paar kleinere Glitches (in einer Sequenz haben wir durch die Wand sehen können).

Größere Probleme gibt es wohl bei der PlayStation Version. Es ist anzunehmen, dass die Entwickler diese Probleme allerdings schnell in den Griff bekommen werden.

Biomutant Fazit: Kein Spiel von der Stange

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Der Sifu des Myriad Stammes kämpft mit einem Bumerang.

Biomutant spaltet die Lager, so viel haben wir eingehend schon erwähnt. Das Spiel steckt voll von Mechaniken und ist teilweise sehr komplex, was Charakter-Ausbau und Crafting angeht. Dabei muss man sich viele Dinge selbst aneignen und ausprobieren. Die Spielwelt werden manche Spieler vielleicht als zu leer empfinden, durch die Kämpfe, NPCs und Co. können wir allerdings nicht klagen, immerhin befinden wir uns in der Postapokalypse.

Uns hat Biomutant viel Spaß bereitet, es hat einen kontinuierlichen Spielfluss und man findet sich jederzeit gut zurecht. Die Eingewöhnung in die sehr eigene Spielwelt braucht eine kurze Weile, wenn man sich auf Biomutant allerdings einlässt, weiß dieser eigene Flair durchaus zu gefallen. Die Dialoge sind etwas holzig und die Geschicke der Welt werden oft eher angedeutet als blumig ausgeschmückt. Die Story verdient sicherlich keine Preise, aber trägt den Spirits des Spiels bis zum Ende: Der Gewissenskonflikt zwischen Gut und Böse durchzieht das Spiel.

Besonders gut gefallen hat uns das liebevolle Design von Biomutant. Charaktere und Spielwelt sind toll gestaltet und machen Biomutant zu einem besonderen Werk, welches sich überhaupt sehr schön von der Masse abhebt. Man merkt, dass viel Liebe in diesem Spiel steckt, von der man sich entweder gerne anstecken lässt oder eben nicht. Bei wem dies nicht klappt, der findet sicherlich einige Stellen, die man hätte besser ausbauen können. Biomutant ist ein Spiel mit Ecken und Kanten, das macht es aber auch zu einem eigenständigen Titel. Unser Herz konnten die Entwickler damit erwärmen, somit möchten wir sehr gerne eine Lanze für das Team von Experiment 101 brechen, die hier wohl eines der interessantesten Spiele des Jahres abgeliefert haben.

Wünschenswert wäre natürlich, wenn die bestehenden Fehler noch ausgebessert werden, auch könnte man das Balancing an einigen Ecken noch verbessern – gerade in den Bosskämpfen. Der abgerufene Preis entspricht dem eines ausgewachsenen AAA-Titels. Das finden wir ein wenig hoch angesetzt, setzt man sich damit doch direkten Vergleichen zu anderen Genre-Größen aus, denen man dann eventuell nicht immer gerecht werden kann. Empfehlen können wir Biomutant allen Spielern, die Lust auf ein Spiel außerhalb des Einheitsbreis haben, die einen eigenen Stil zu schätzen wissen und vielleicht über ein paar Macken hinwegsehen können.

Mit Biomutant haben die Entwickler auf jeden Fall ein Spiel abgeliefert, über das man noch eine Weile reden wird. Wir sind jetzt schon gespannt, wie es weitergeht.

Wertung

Pro
eigener Stil
viel Spielmechaniken
toll für Sammelfreunde
unterhaltsames Crafting-System
tolles Charakterdesign
sehr flüssiges Gameplay
Kontra
AAA-Preis ist zu hoch angesetzt
Chronologie der Handlung nicht stringent
Erzählstil kann anstrengend sein
Dialoge wirken teilweise sehr konstruiert
Balancing der Bosskämpfe
4.1
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Alexander Panknin
Alexander Pankninhttps://www.gaming-grounds.de/
1985 geboren. Mit Doom, Quake und SNES aufgewachsen. War selbst in der Indiegames-Szene aktiv und schreibt nun auf gaming-grounds.de über seine große Leidenschaft: Videospiele.

2 Kommentare

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Maik
Maik
1. März 2022 09:22

Gut geschriebener, ausführlicher Test der sich mit meiner Spielerfahrung deckt.

Mit macht’s Spaß, ich genieße das originelle Setting und die wirklich frische Idee.

Ist kein AAA Titel, aber ein durchaus spaßiges Erlebnis für die Corona Quarantäne. 😂

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