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Herzlich Willkommen, liebe Leser. Auch am heutigen Mittwoch haben wir wieder einen neuen Beitrag zum Thema Streaming und Wachstum auf Twitch.tv für euch. Adam ‚PAWL‘ Pawlowski beschäftigt sich intensiv mit dem Thema, welches für unzählige Tausend Content Creator und Zuschauer ebenso präsent ist. Nach den Themen Erfolg und Perfektion im Streaming geht es heute um Wachstum und Sättigung.
Viel Spaß!
Noch vor ein paar Jahren war es doch eigentlich ziemlich simpel. Streamer wie Summit1G, Lirik oder Shroud haben es vorgemacht. „Twitch-Kanal erstellen, Stream starten und dann nur den ganzen Tag online verbringen, um seinen Kanal wachsen zu lassen.“ Ich gebe zu, ich vereinfache es hier ein wenig, doch wer genau dieses Vorgehen kürzlich probiert hat, wird schnell merken, dass es mit dieser Strategie gar nicht so einfach klappt.
Doch wieso funktioniert diese Strategie nicht mehr so, wie es vielleicht noch in den Jahren 2013-2016 funktionierte und welche Alternative haben wir dann, um unsere Sichtbarkeit auf Twitch zu steigern?
Sinnhaftigkeit
Bevor ich kritisch zerlegt werde: Ja, mein Stream gehört auch zu den ganz kleinen Streams und ihr wollt sicher wissen, wieso es doch ganz sinnvoll sein kann, was ich zu dem Thema zu sagen habe. Ganz einfach: Mittlerweile durfte ich einige Jahre lang selbst Fehler machen. Außerdem lasse ich mich an dieser Stelle von Menschen inspirieren, die vorgemacht haben, dass das was ich nun teilen möchte, Hand und Fuß hat. Außerdem möchte ich auf meinen vergangenen Beitrag hinweisen (Artikel: Wie definiere ich Erfolg): Die Zuschauerzahlen sollten nicht unser primäres Ziel sein, jedoch ergibt es auch Sinn, sich hierzu ein paar Gedanken zu machen.
Sättigung
Fangen wir mit dem Offensichtlichen an. Twitch ist gesättigt. Die Anzahl der gleichzeitig aktiven Streamer ist seit dem Jahr 2013 mit zirka 3.000 Kanälen bis zu einem Höchstwert im Mai 2020 von zirka. 100.000 aktiven Kanälen hochgeschnellt. Natürlich hat sich auch die Anzahl der Zuschauer von 100.000 auf 2.040.000 entwickelt, jedoch ändert das nichts an der Tatsache, dass es gerade im Bereich der 0-10 Zuschauer Kanälen äußerst eng wird und man sich als Streamer/in in dieser Liste behaupten muss. Zum besseren Verständnis: Wir sprechen hier um den Kampf der Google-Such-Ergebnisse auf Seite 27. Wer schaut da überhaupt noch hin?
Oder anders: Ihr steht an der A5 und wollt per Anhalter von einem der zig Hundert vorbeifahrenden Autos nach Frankfurt mitgenommen werden. Ihr winkt, ihr tobt, ja ihr habt sogar ein witziges Clowns-Kostüm an. Das Problem: Auf dem Seitenstreifen stehen mehrere Tausend anderer Tramper, die auch nach Frankfurt wollen. Wie wir sehen, erscheint es Hoffnungslos, das ein Auto nur für euch anhält, geschweige denn genügend Autos, die euch einen Platz an einer prominenteren Stelle sichern. Gewiss, mit ziemlich viel Grind, also Zeit und vor allem Fokus auf ein einziges Spiel beziehungsweise Nische geht auch das, aber das ist nun mal alles andere, als die vielversprechendste Methode.
Twitch-Features
Jeder Streamer/in hat seine / ihre eigene Daseinsberechtigung. Sei es die Persönlichkeit, der Skill oder eben eine andere Macke, die einen gewissen Zuschauerkreis anzieht. Jeder hat das Recht gefunden zu werden und doch ist Twitch in dieser Hinsicht vom Feature-Set ziemlich grauenhaft aufgestellt. Als Zuschauer hat man lediglich die Option nach Kategorie und Sprache zu filtern. Das war’s auch schon. Twitch ist nicht nach weiteren Interessen durchsuchbar. Okay, es gibt zwar die Clips, aber auf einer Plattform, die von Life-Content und Interaktion lebt, geht dieses Feature schmerzlich unter. Zumindest für mich.
Das heißt, die einzige Chance, die man als Streamer/in hat, gefunden zu werden, ist es sich auf die Willkür der Zuschauer zu verlassen und dann doch zu versuchen so lange wie nur möglich zu Streamen, sodass die ohnehin geringe Chance doch ein klein wenig gesteigert wird. Und all das, obwohl man sich zu genüge mit der eigenen Qualität auseinandergesetzt hat. Wenn dich keiner anklickt, bekommst du auch nicht die Chance zu zeigen, welche Qualität in deinem Stream steckt.
Denke größer
Wie können wir also unsere Handlungen ändern, sodass wir wieder mehr Kontrolle über unsere Sichtbarkeit bekommen? Das „Twitch-Game“ wird zunehmend professioneller, was uns Streamer wie Dr Disrespect oder Ninja zeigen. Diese Persönlichkeiten sind keine einfachen Streamer mehr, es sind Marken geworden und Marken sind nun mal nicht nur auf Twitch vertreten. Marken sind zusätzlich auf anderen Plattformen anzutreffen. Auf Plattformen, die es einem einfacher machen, organisch gefunden zu werden. Und genau hier sollten wir die Stärken von YouTube, TikTok und Co. nutzen und Inhalte erzeugen, die tatsächlich einzigartig, originell und auffindbar sind.
Anders als auf Twitch kann man ein YouTube Video erstellen, welches gefunden wird, obwohl man selbst gerade nicht online ist. YouTube ist gänzlich um das „Stöbern“ neuer Inhalte entwickelt worden, sodass ihr eure Reichweite sozusagen „im Schlaf“ erhöhen könnt. 😉 Gewiss kommen bei YouTube wieder neue Fragestellungen und Aufwände auf uns zu, doch es ist allemal besser, als sich bei Twitch um ein Auto auf der A5 zu bemühen, welches nicht explizit nach euch gesucht hat. Fragt euch, welches Alleinstellungsmerkmal ihr habt und auf welchen anderen Plattformen ihr dieses Merkmal am besten transportieren könnt.
Fazit
Ich beschäftige mich seit 2017 mit Twitch und habe in dieser Zeit neuere Twitch-Kanäle zumindest in der Zuschauerzahl längst an mir vorbeiziehen sehen. Dies führt natürlich zur Frage, ob die persönliche Strategie die richtige war. Ich für meinen Teil habe für mich erkannt, dass ich durch meine Lebensumstände bei weitem nicht genügend „Twitch-Grind“ investieren wollte und auch zukünftig nicht möchte, um die ohnehin kleine Chance auf Sichtbarkeit etwas zu steigern.
Aus diesem Grund ergibt es gerade für mich mehr Sinn, mich vielseitiger aufzustellen und auf Youtube und Gaming-Grounds.de Inhalte zu erschaffen. Ich hoffe dabei, einen weiteren Mehrwert für ambitionierte Spieler zu erbringen und zumindest den einen oder anderen damit zu inspirieren. Am Ende sollte jedoch jeder für sich selbst entscheiden, welche Strategie am meisten Sinn ergibt und welches Ziel grundsätzlich verfolgt wird.