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„Der junge Verbrecher-Neuling namens V wird, während einer Rettungsmission, von Gangstern gefangen genommen. Nun muss sein Auftraggeber Johnny Silverhand einschreiten, um die Mission Alt Cunningham zu befreien zu beenden. Eine Suche und ein endloser Kampf gegen schier unendlich viele Widersacher beginnt.“
Kommt euch dieses Szenario bekannt vor? Nein? Dann habt ihr den nicht offiziellen, dafür aber umso beeindruckender aufgenommenen, Cyberpunk 2077 Fan-Film noch nicht gesehen, der seit dem 5. Dezember 2020 bei YouTube verfügbar ist. Denn bei der oben beschriebenen Situation handelt es sich natürlich nicht um die Gegebenheiten des heiß diskutierten Rollenspiels von CD Projekt Red, sondern um eine fiktive und von Enthusiasten erdachte Darstellung in der Welt rund um Night City und Co.
Die Ersteller rund um das Produktionsteam von T7prodution und Maul Cosplay betonen dabei inständig, dass das Projekte nicht auf Profit ausgelegt, ausschließlich aus Spaß und Leidenschaft entstanden ist und die dargestellten Charaktere selbstverständlich zu 100 Prozent CD Projekt Red gehören.
Der Hintergrund
Unter den nun bekannten Rahmenbedingungen kommen wir zum Hintergrund, wie es überhaupt zur Entstehung des Films kommen konnte. Wir durften einen Blick hinter die Kulissen werfen, bekamen Informationen und Bilder zu Drehorten, Protagonisten und den Aufnahmen selbst. Diese möchten wir in diesem Beitrag mit euch teilen.
Vi-Dan Tran, der mit seinem Team T7prodution vor allem durch den Star Wars Fan-Film „Darth Maul Apprentice“ aus dem Jahr 2016 bekannt wurde, und Ben Bergmann – vielen besser bekannt unter seinem Künstlernamen Maul Cosplay – haben ihre Fähigkeiten kombiniert, um ein Projekt umzusetzen, welches am Ende ein actiongeladenes und optisch opulentes Ergebnis vorweisen kann.
Vom Tagesprojekt zur Jahresproduktion
Ursprünglich sollte es nur darum gehen sich einen Tag zu treffen und eine simple Storyline abzudrehen. Silverhand, verkörpert durch Maul Cosplay, sollte in ein Verbrecherversteck gehen, sich dort prügeln und am Ende seine Gitarre wiederbekommen. Diese Tagesaktion wurde dann doch… etwas umfangreicher als anfangs geplant.
Insgesamt arbeitete das Team final ein Jahr am Projekt und drehte an 20 Tagen, um alle Szenen so „in den Kasten“ zu bekommen, wie man es sich vorstellte. Bis es soweit war, musste man allerdings um Unterstützung bitten und mehrere Hürden überwinden. Hilfe bekamen die beiden Projektleiter tatsächlich sogar mehr als sie angefragt hatten, um aus der simplen Szene und dem Spaßprojekt einen Film mit Story und rotem Faden zu machen.
Die neue Kapazität wollte man im Anschluss nicht einfach liegen lassen, sodass man sich zusammensetzte und weitere Ideen ausarbeitete – das Drehbuch wurde erweitert und erweitert. Nach anfänglich holprigem Drehstart beschrieben Bergmann und Tran die Produktion des Materials als „Traum“.
Corona und Sponsoren
Selbstverständlich hatte das Team hinter dem „Phoenix Program“ Projekt bei den Drehs im vergangenen Jahr 2020 auch mit den Umständen zu tun, die uns alle reichlich plagten. Ab März stand die Produktion deshalb still und die Zukunft des Fan-Films war ungewiss. Die Pause nutzte man um Sponsoren zu suchen, die gewillt waren die Fixkosten des Projekts zu tragen.
Immerhin bringt ein so aufgeblähtes Projekt auch deutlich mehr Kosten mit sich – Hotels, Verpflegung, Kostüme, SFX Material, um ein paar Stichworte zu nennen. Hotels? Klar. All die Protagonisten und Menschen hinter der Kamera befanden sich insgesamt an fünf Drehorten in drei verschiedenen Städten Deutschlands.
Auch weitere Künstler konnte man in der Zwangspause für das Projekt aus Leidenschaft gewinnen. Nun hatte man Geld und Arbeitskraft beisammen, um den Film zu dem zu machen, was er am Ende geworden ist. Als es die Umstände wieder zuließen, fuhr man – natürlich unter einzuhaltenden Maßnahmen – Corona-konform mit der Produktion fort.
Das Team – 150 passionierte Künstler
Die beiden Köpfe
Solltet ihr den Film gesehen haben werdet ihr euch vielleicht fragen, wie ein Hobbyprojekt einen Qualitätsstandard wie diesen an den Tag legen kann. Dies hängt vor allem mit der Erfahrung und dem Netzwerk von Regisseur, Autor, Kameramann, Producer und Editor des Filmes, Vi-Dan Tran, zusammen.
Dieser ist zwar ein Independent Filmmaker, aber auch kein No-Name in der Filmbranche. Er ist Mitglied im Jackie Chan Stuntteam, arbeitete im Stunt-Bereich an Filmen wie „Dune“, „Skyfall“, der Serie „Into The Badlands“ und als Regisseur und Kameramann in Deutschland. Dort ist er beispielsweise an vielen Musikvideos für Lena Meyer-Landrut und Motrip beteiligt. Zurzeit ist er darüber hinaus Fight Coordinator für die TV-Serie Halo, welche in Budapest gedreht wird.
Ben Bergmann diente nicht nur als Hauptdarsteller, Executive Producer des Films und international bekannter Influencer. Er arbeitete am Konzept des Films mit Vi-Dan Tran, stellte sein Kostüm sowie mehrere Waffen her und kümmerte sich auch um sein eigenes Makeup. Bei all diesen Aufgaben unterstützte ihn stets seine Frau Maja Felicitas Bergmann.
Außerdem führte er fast alle Kampfchoreografien und Stunts selber durch. Aufgrund einer Verletzung an der Schulter und im Nacken konnte er allerdings, entgegen seiner eigenen Hoffnung, leider nicht alles selber machen. Die Verletzung zog er sich bei einem Wirestunt am Set zu, als er mit Kopf und Schulter gegen ein paar metallummantelte Container prallte und nicht wie geplant gegen die dort befestigte Polsterung. Danach übernahm Sefa Demirbas sämtliche Stunts, die die Schulter stark belastet hätten.
Die vielen weiteren Unterstützer
Unterstützt wurden die beiden Ideengeber und Projektleiter, wie bereits angedeutet, von etlichen Unterstützern. So stellte Vi-Dan Tran ein Team aus Producern und Assistant Directorn zusammen, die in der Organisation, Kommunikation und Planung von Pre- bis Post-Production tatkräftig unterstützten.
Mehr als 150 passionierter Künstler aus aller Welt schlossen sich über die letzten Monate dem Großprojekt an. Noch vor der Pandemie und einem Budget kamen unzählige Statisten (bereits in eigenen Kostümen) aus vier unterschiedlichen Ländern, nur um die Partyszene glaubhaft und lebendig zu gestalten.
Thematisch passende Influencer wurden ebenfalls – national und international – um Hilfe gebeten, wobei Qualität immer wichtiger war als Quantität in Form von Reichweite, heißt es seitens der Verantwortlichen. Diese ließen sich nicht zweimal bitten. Stylouz Cosplay machte den weiten Weg aus der Schweiz nach Deutschland, um seine Rolle des V zu verkörpern.
Gong Bao wurde als einer der Bösewichte gecastet, weil dieser nicht nur Influencer, sondern auch Schauspieler, Filmemacher sowie guter Freund der Projektleiter ist. Eine freundschaftliche und angenehme Atmosphäre am Set war, so betonen es die Köpfe hinter „Phoenix Program“ mehrfach, immer ein wichtiger Faktor. Die Filmmusik wurde vom berühmten Komponisten Vincent Lee gestaltet, welcher auch schon für den großartigen Score von Darth Maul Apprentice verantwortlich war.
Post-Production
In der Post-Production schlossen sich noch weitere Menschen aus aller Welt an um zu helfen. Darunter beispielsweise die U.S.-amerikanische Schauspielerin Kimberly Leemans (Spides, Walking Dead), die die Stimme von Alt Cunningham ist, oder Reuben Langdon (The Last Of US, Devil May Cry) der die Stimme von Johnny Silverhand einsprach. VFX Artists, welche teilweise VFX bei Game Of Thrones, Justice League oder Harry Potter gemacht haben waren ebenso mit von der Partie.
Aber auch für bisher eher unbekannte Gesichter in der Filmbranche, wie Darc Mavid (Producer & 1. A.D.) und Benedikt Marcowka, welcher als Art Director und Production Designer mit seinem Team für Props, Kostüme und Set-Design verantwortlich war, gab es jede Menge zu tun. Für Producer wie Markus Hiller (Producer & 3. A.D.), der sich sogar noch im Filmstudium befindet, war der Dreh ein perfekter Ort um sich in diesem Feld auszutoben und beweisen zu können.
Die bekannte Cosplayerin Florence Heyer (auch bekannt als Bakka Cosplay) trug durch ihre ursprüngliche Ausbildung zum SFX Make Up Artist, zum Film bei. Neben vielen Wunden, Tattoos und Cyberpunk Makeup arbeitete sie zum Beispiel auch an den Charakteren wie Big Bao (Gong Bao) oder Miyamoto Arasaka (Andy Long) mit.
„Also Menschen, die Phoenix Program nicht Mal als eine Art Karrierestart brauchen, wollten einfach nur helfen“, freuen sich Vi-Dan Tran und Ben Bergmann.
Sie ergänzen:
„Wir wurden ein richtiges Team, selbst wenn einige von uns sich nur über Social Media getroffen haben und noch nie im Real Life. Das ist der unglaublichste Teil für uns. Mit einem Team zu arbeiten, welches komplett nur durch Leidenschaft und Liebe zum Projekt angetrieben war. Jeder Einzelne von diesen Menschen ist die wichtigste Person in unserem Team.“
Hier wird die Dankbarkeit der Projektleiter abermals deutlich:
„Jeder Stuntman, jeder VFX Artist, jeder Cosplayer, jeder Schauspieler, jeder Set Runner, jeder Makeup Artist, Jeder Beleuchter, jeder Kaffeebringer, jeder Set Fotograf… ALLE sind ein wichtiger Stein der dieses gigantische Gebilde von Film gebaut hat.“
Weitere Eindrücke in der Galerie
Das große Ziel
Der Film sei letztlich aus der Frustration vieler Akteure in der Filmbranche entstanden, erklären die Verantwortlichen. Demnach werde in Deutschland so gut wie keine „handfeste“ Action gedreht, schon gar nicht in einem Sci-Fi Setting. Darüber hinaus wollte man einfach Mal wieder etwas eigenes machen. Auch wenn die Handlung im Cyberpunk 2077-Universum angesiedelt ist, sei die Story selbstverständlich komplett losgelöst von den Handlungen und Geschichten des Spiels.
Darüber hinaus sei es den Projektleitern überaus wichtig gewesen, talentierten Menschen den Raum zu geben gemeinsam mit Industrieerfahrenen zu arbeiten und nette Leute kennenzulernen. Am Ende steht aber auch das Interesse Aufmerksamkeit über „Phoenix Program“ zu bekommen, gestehen Vi-Dan Tran und Ben Bergmann. „Alles andere wäre nicht ehrlich“, erklären sie. Dies habe auch schon Erfolg gehabt, wie man beispielsweise am Kurzfilm „Assassins Creed Valhalla: The Hunt“, der für Ubisoft erstellt wurde, erkennen kann.
Letztlich sei es aber ein Film von Film- und Videospiel-Liebhabern für genau die gleiche Zielgruppe. Der Film soll gleichermaßen unterhalten und ein Zeichen setzen: Wenn man es wagt zu träumen, ein klares Ziel hat und nicht aufgibt, dann kann man alles schaffen. Poetische Worte zum Abschluss und vor dem Filmstart.
Cyberpunk 2077 – Phoenix Program (Johnny Silverhand Fan Film)
Auf YouTube erfreut sich der „Phoenix Program“ getitelte Fan-Film rund um Johnny Silverhand mittlerweile über 269.000 Aufrufe und bekommt durchweg äußerst positives Feedback. Wenn ihr das nächste Mal 40 Minuten über habt und euch für Cyberpunk interessiert, solltet ihr diese Zeit definitiv hier investieren: