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Die erste Woche New World Closed Beta liegt hinter uns und es ist an der Zeit ein erstes Resümee zu ziehen. Nach zirka 20 Stunden Spielzeit konnte ich mir einen guten Ersteindruck zu den einzelnen Elementen des Spiels verschaffen. Gleichzeitig konnte ich auch erkennen, welche Besonderheit New World zu bieten vermag, die seit World of Warcraft kein einziges MMO mehr geschafft hat. Genau das schauen wir uns an.
In den folgenden Abschnitten betrachte ich aus der Perspektive eines Ersteindrucks die einzelnen Bereiche des Spiels. Jeder einzelne folgende Punkt verdient für sich gesehen einen ganz eigenen Beitrag. Diese Beiträge werde ich nach und nach auch nachliefern, doch zunächst beschränken wir uns mal auf einen groben Überblick.
Die Technik
Server
Der erste Schluckauf bezüglich der Technik ereilt uns bereits vor dem eigentlichen Spiel. Da der Ansturm auf die Server so hoch ist, reichen die zuvor geplanten Serverkapazitäten bei weitem nicht aus. Bereits ab den frühen Nachmittagsstunden müssen wir mit sehr langen Wartezeiten rechnen, die bis zu drei Stunden dauern können.
Vereinzelte Spieler behaupten sogar, dass sie noch länger warten mussten. Während wir also Stundenlang darauf warten, endlich auf die Server zu kommen, winkt uns eine prognostizierte Wartedauer, die scheinbar keine Werte über 30 Minuten anzeigen kann. Und genau das hat bereits in Meme-Form den Weg ins Internet gefunden.
Wenn wir dann doch endlich auf Aeternum losziehen können, läuft das Spiel recht gut. Die Antwortzeiten vom Server während des Gameplays fühlen sich größtenteils rund an. Zu später hochfrequentierter Stunde lässt das Glück aber regelmäßig nach, was dazu führt, dass Serverweit ein Lag entsteht, welcher zum Logout der Spieler führt.
Ärgerlich daran ist, dass man sich dann nach kurzer Erholungszeit erneut in die ewige Warteschlange reihen muss, um weiter spielen zu können. Wenn es dann bereits 23 Uhr ist, dann überlegt man sich zwei Mal, ob man sich die Wartezeit vor dem Schlafengehen nochmal antun möchte.
Grafik
Von der Lichtstimmung erinnert mich die Grafik stark an den Indie-Hit Valheim, da die Sonnenaufgänge und Untergänge und auch die Nebeleffekte sehr eindrucksvoll gestaltet sind. Grundsätzlich kann ich keine Kritik an der Grafik äußern. Sie ist zeitgemäß und wirklich schön anzuschauen. In überlaufenen Städten merkt man allerdings auch, wie das Spiel ins Stottern gerät. Ich kann nicht genau sagen, woran es genau liegt. Ich vermute, es ist eine Kombination aus der Auslastung meiner eigenen Hardware und der Serverauslastung durch die große Menge an Spielern an einem Ort.
Sehr positiv angetan bin ich von der Benutzeroberfläche des Spiels, die für mich einen sehr durchdachten und aufgeräumten Eindruck macht. Mit gefällt besonders der Stil, eine Mischung aus Fantasy-Elementen und einem minimalistischen Design. Gerade das Crafting-Menu finde ich sehr gelungen, da es für mich sehr intuitiv funktioniert. Vergeblich suche ich in anderen MMOs zum Beispiel eine Such- oder Filter-Option, die New World ganz selbstverständlich direkt zum Release enthält.
Sound
Zum Sound habe ich unterschiedliche Meinungen gehört. Mir persönlich gefällt die Soundkullisse ganz gut. Gerade wenn man durch die Welt läuft und andere Spieler Steine oder Bäume prügeln hört, oder aber andere Spieler mit ihrem Hammer ein ohrenbetäubendes Grollen verursachen – die Welt hört sich lebendig an. Es passieren Dinge. Das Ganze wird dann untermalt durch einen idyllischen Soundtrack, welcher nicht aufdringlich, sondern passend hintergründig abgespielt wird.
Es gibt wohl aber auch einige Spieler, denen der Sound in dieser Abmischung nicht gut gefällt, woran auch immer das liegen mag.
Technik-Fazit
Abschließend kann ich zur Technik folgendes sagen: Ein Glück für Amazon Game Studios, dass es sich hierbei noch um die Closed Beta Phase von New World handelt, denn die Community würde mit der Stabilität des Spiels sicherlich härter vor Gericht ziehen, wenn es sich um den offiziellen Release handeln würde. Da sich dieser aber nicht in allzu ferner Zukunft befindet, sollten die Entwickler bis dahin ordentlich nachlegen.
Das Gameplay
Kommen wir zu den wichtigsten Gameplay-Elemeneten und wir fangen mit dem Kampf-System an.
Kampf-System
Wie vielerorts im Vorfeld beschrieben, handelt es sich um ein Kampf-System, welches am besten mit „Dark Souls Lite“ beschrieben werden kann. Wir blocken aktiv, weichen aktiv aus, schlagen zu und nutzen Fähigkeiten. Wir müssen auch alle Kampf-Elemente bedienen, denn wir merken sehr schnell, dass es sich hier nicht um simples klack klack klack „auf die Fresse“ handelt. Wenn wir nicht ordentlich und strategisch an einen Gegner herantreten, wird uns dieser ziemlich stark zusetzen und uns unnötigerweise viel Lebensenergie rauben. Wir haben zwar durch Buffs, Heiltränke und Camps die Möglichkeit unsere Lebensenergie wieder aufzuladen, aber das benötigt eben mehr Zeit. Wenn wir uns also konsequent durch die Welt prügeln wollen, dann müssen wir uns auch Mühe geben, genommenen Schaden zu vermeiden.
Das aktuelle Waffenarsenal ist ausreichend vielfältig, um ganz persönliche Spielstile zu ermöglichen. Jede Waffe hat zwei Skillbäume, die wir individuell füllen können, was noch mehr Abwechslung ins Spiel bringen sollte. Wie das aber aus der Perspektive der Meta-Builds und dem Min/Maxing aussieht, kann ich noch nicht einschätzen. Ich hatte bisher viel Spaß daran, verschiedene Waffentypen auszuprobieren. Ich bin mir auch sicher, dass zukünftig noch mehr Waffen ins Spiel kommen werden.
Quest-Design
Das häufig kritisierte Quest-Design ist für mich persönlich gar nicht so schwach, wie es viele Spieler sehen. Wir folgen auf unserer Reise einem festen Handlungsstrang, welcher uns die Welt um Aeternum erklärt und uns motiviert die Dinge zu tun, die wir eben tun. Es handelt sich hier um eine lineare Story, mit ein paar Dialogen, die nicht unnötig tief gehen und mich als MMO-Veteran nicht allzulang warten lassen. Mir reichen ein paar Quest-Dialoge aus, die die Umrisse der Geschichte kurz und knapp erklären.
Schließlich handelt es sich um ein MMO und kein Story-getriebenes Einzelspieler-Rollenspiel. Einziger Kritikpunkt könnte sein, dass uns die Hauptstory scheinbar wahllos in verschiedene Bereiche der Weltkarte führt, die keinem erkennbaren System folgen. Nach zwanzig Stufen werden wir immer noch in Gegenden geschickt, die wir bereits zigmal besucht hatten. Das kann sich etwas eintönig anfühlen.
Neben der Hauptmission können wir noch weitere Questtypen abschließen: Die Nebenmissionen erzählen kleinere Geschichten, mit den Stadtprojekt-Missionen helfen wir dabei die jeweilige Stadt weiterzubringen und mit den Fraktions-Missionen helfen wir unserer Fraktion. Außerdem bekommen wir bei den Fraktions-Missionen weitere besondere Belohnnungen. Es gibt also eine Menge zu tun. Obwohl die meisten Quests entweder Bring-, Hol- oder Kill-Quests sind, erledige ich diese ganz gerne, da das grundsätzliche Gameplay einfach Spaß macht.
Zonen und Atmosphäre
Zugegebenermaßen unterscheiden sich die meisten Startgebiete vom grundsätzlichen Setting nicht besonders voneinander. Wir haben Wiesengebiete, Wälder, Steinbrüche und Ruinen. Während die Stimmung der Gebiete sehr hübsch und idyllisch ist, bleibt diese aber eher beständig. Bis ungefähr Stufe 25 werden wir uns auch in dieser Gegend aufhalten. Sobald wir in der Stufe aber steigen, kommt ein spürbarer Wandel ins Spiel. Ein Wandel, der die Gefahr von höherstufigen Gegenden sehr sichtbar macht. Und genau das finde ich in MMOs so gut. Die Anfangsgebiete sollen uns ein unbeschwertes Gefühl geben, doch sobald die Gefahr zunimmt, darf man das in der Stimmung der Zone auch spüren.
Ganz deutlich durfte ich das während meiner Reise in ein Gebiet ab Stufe 25 wahrnehmen. Wir laufen in einen Geisterwald hinein, welcher durch die Nebeleffekte und Düsternis einen heftigen Kontrast gezeigt hat. Achtung: Hier ist es gefährlich! Und das wirkt. Dieses Gefühl der Atmosphäre in einem MMO hat für mich zuletzt WoW mit dem Düsterwald geschafft. Ach herrje, ich hätte nicht gedacht, dass ich nach so vielen Jahren MMO-Erfahrung so etwas noch einmal erleben würde. Ich bin super heiß darauf, alle Zonen bis Stufe 60 zu erleben.
Gebiets-Ruf
Während wir Dinge in einer Zone erledigen, steigern wir unseren Gebiets-Ruf, was uns passive und persönliche Boni für diese Zone gibt. So erhalten wir zum Beispiel mehr Erfahrungspunkte, senken unsere Handelssteuer oder aber wir können in diesem Gebiet ab nun etwas schneller Ressourcen sammeln. Die Tatsache, dass wir uns abhängig vom Gebiet unterschiedlich weiterentwickeln, wird dafür sorgen, dass wir uns in bestimmten Zonen heimischer fühlen als in anderen. Dadurch werden wir auch ein stärkeres Gefühl der Zugehörigkeit zu einem Gebiet erleben. Es wird spannend anzusehen, für welche Gebiete sich die Spieler primär entscheiden werden.
Fraktionssystem
Mit dem Fraktions-System führt New World eine coole Idee für das PvP ein, welches aber auch von PvE Spielern bespielt werden kann. In jeder Zone befindet sich ein Fort und eine Siedlung. Das Ziel jeder Fraktion ist es die Herrschaft über die Zone zu erlangen und das passiert über den Krieg über das Fort der Zone. Kriege sind angemeldete Ereignisse zwischen Kompanien, die zu einer bestimmten Uhrzeit und zwischen einem ausgewählten Spieler-Kreis stattfinden. Die Siegerkompanie übernimmt ab nun im Namen ihrer Fraktion die Kontrolle über die gesamte Zone inklusive Siedlung. Als Belohnung erhalten alle Spieler der Fraktionen gewisse Boni, während es weitere Boni für Angehörige der Kompanie gibt.
Ab jetzt darf die führende Kompanie auch entscheiden, wie sich die Zone weiterentwickeln wird. Eine Weiterentwicklung kann aber nur passieren, wenn genügend Spieler einen Beitrag über die Stadtprojekt-Missionen leisten. Helfen darf allerdings jeder Spieler, egal von welcher Fraktion. Meiner Meinung nach führt das zu spannenden politischen Möglichkeiten. Noch finde ich, dass New World diese Systeme besser erklären könnte und ich habe noch längst nicht alle Details verstanden. Zukünftig möchte ich mich damit noch mehr auseinandersetzen, um eine fundiertere Erläuterung abzugeben.
Was mir noch fehlt
Während meiner Reise durch Aeternum habe ich viele Eindrücke bereits sammeln können. Ich bin mir nicht sicher, was ich noch schaffen werde, bis die Tore bis zu Veröffentlichung wieder geschlossen werden. Ich konnte mir beispielsweise noch keinen Eindruck über die Expeditionen verschaffen, auch Invasionen der Verderbten habe ich nicht gespielt. Kriege und den Modus des Aussenpostenansturms konnte ich persönlich auch noch nicht erleben. Dem Housing konnte ich mich ebenfalls noch nicht widmen.
All das wird sich mir wohl erst ab dem 31. August 2021 erschließen, wenn New World offiziell erscheint.
Was ich aber bereits jetzt weiß, ist dass ich mich wie ein Kind auf jede Minute New World freue, und das habe ich schon Ewigkeiten nicht mehr gespürt. Über das Wochenende hatten wir Familenbesuch da und ich war nicht selten gedanklich bei Merek Doryn, meinem Krieger in New World. Ups.