Eigentlich hätten am gestrigen Donnerstagabend im Rahmen der aktuell laufenden ESL One in Köln die zwei professionellen Counter-Strike: Global Offensive Teams Chaos EC (Chaos Esports Club) und Team Liquid gegeneinander antreten sollen. Doch aus dem sportlichen Wettkampf wurde nichts.
Einige Stunden vor der geplanten Austragung des Duells gab die E-Sport-Organisation Chaos EC bekannt, dass man das Match verschieben und nicht spielen werde. Unter der Überschrift „Now is not the time for games“ (Jetzt ist nicht die Zeit für Spiele) erklärt das Team, dass man traurig und erschöpft sei und man wisse, dass auch Gaming Teil des Problems sei.
We will be postponing our ESL One match today against @TeamLiquid pic.twitter.com/Rjapziz2fE
— Chaos EC (@ChaosEC) August 27, 2020
Im E-Sport regt sich politischer Widerstand
Man wolle den eigenen Teil dazu Beitragen die Aufmerksamkeit dahin zu schieben, wo sie momentan hingehöre: Zu den Protesten gegen den systematischen Rassismus und die Polizeigewalt in den USA. Als der für Donnerstag geplante Kontrahent bei der ESL One von der Entscheidung erfuhr, wurden aus den Gegenspielern ganz schnell Verbündete. Denn Team Liquid solidarisierte sich kurzerhand mit Chaos EC und unterstützte die Entscheidung ausdrücklich.
Die Organisation Team Liquid glaube nach eigenen Angaben daran, dass der Wettbewerb die Plattform ihrer Spieler sei und es ihre persönliche Entscheidung sei, ob sie diese auch für einen Protest nutzen wollen. Man schätze und unterstütze Spieler, die diese Entscheidung treffen.
— Team Liquid (@TeamLiquid) August 27, 2020
Man fühle zudem, dass man in der Rolle von Team Liquid als Organisation eine wichtige Rolle zu spielen habe. Gemeinsam mit den eigenen Partnern und Rechtsbeiständen in Bezug auf Diversität suche man aktiv nach Wegen, um die schwarze Community zu unterstützen. Man wolle weiterhin überall wo es ginge den Weg der Veränderung einschlagen und glaube, dass ein Fokus auf Bildung und Technologie der richtige Ansatz für Team Liquid als Organisation sei.
ESL stimmt der Verschiebung zu
Am Donnerstagabend bestätigte auch Turnierveranstalter ESL die Verschiebung der Partie. Man sei darum gebeten worden, den Zeitpunkt der Austragung zu verschieben und komme der Anfrage nach. Die CS:GO Partie zwischen Chaos EC und Team Liquid soll nun zu einem späteren Zeitpunkt in dieser Woche neu angesetzt werden.
Earlier today, we were asked to postpone today’s semifinal match between @ChaosEC and @TeamLiquid due to the ongoing circumstances in the US. We have agreed to reschedule this to later this week.
— ESL Counter-Strike (@ESLCS) August 27, 2020
Proteste auch in weiteren Sportarten – Profiteams verweigern Spiele
Die E-Sport-Organisation Chaos EC ist nicht der einzige Akteur im Profisport, der aufgrund der anhaltenden Proteste und zugehörigen Probleme in den USA aktuell nicht wie gewohnt in den jeweiligen Disziplinen antritt. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass unter anderem die Profi-Basketballer der Milwaukee Bucks aus Wisconsin ihr geplantes Playoff-Spiel gegen die Orlando Magic abgesagt hatten.
Sie gaben stattdessen vor der Kamera eine gemeinsame Presseerklärung ab, in der sie Gerechtigkeit für Jacob Blake und Konsequenzen für die beteiligten Beamten fordern, wie die Tagesschau berichtet. Daraufhin schlossen sich mehrere Teams der Bewegung an und versagten ebenfalls ihre sportlichen Auftritte.
Mittlerweile steht fest, dass keines der geplanten Playoff-Matches der NBA wie geplant stattfinden wird, auch verschiedene Teams aus der Women’s National Basketball Association, der Baseball-Liga und Fußballvereine folgten dem Beispiel. Auch Tennis-Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka stimmte ein und verkündete ihr anstehendes Halbfinal-Duell in den Tennis-Masters nicht spielen zu wollen. Daraufhin wurde das Turnier kurzerhand komplett – zunächst bis Freitag – pausiert, erläutert der Tagesschau Bericht weiter.
Das Statement der Milwaukee Bucks könnt ihr euch in voller Länge auch auf Twitter ansehen:
Full statement from the Milwaukee Bucks: pic.twitter.com/jjGEyVcCmB
— Milwaukee Bucks (@Bucks) August 26, 2020
Passend zum Thema erklärte unser Gastautor Timo Schöber erst vor wenigen Tagen, warum Rassismus nirgendswo Platz hat – auch nicht im E-Sport:
Rassismus als Geschwür der Gesellschaft und seine Rolle im E-Sport